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Höhenmeter und klare Seen: Pebbles Kurztrip in die Schweiz

Was haben eine Krankenschwester und eine Lehramtsstudentin gemeinsam? Genau, wenig Zeit! Vor allem wenn die Krankenschwester die Jüngste im Team und ohne Kinder ist (somit nur mit ganz viel bitten und betteln in den Ferien Urlaub bekommt) und die Lehramtsstudentin einen Job in der Schule hat und somit neben den Semesterferien auch noch an die Schulferien gebunden ist.

 

Tja, Willkommen in unserer Situation. Da wir aber trotzdem beide immer reisesüchtiger werden, kommt es in Zukunft wohl öfters vor, dass wir unsere freie Zeit trotzdem mit Abenteuern füllen - dann halt nur in halber Besetzung...

 

Genau in dieser Situation steckten wir (Pebbles und Emily) Ende Mai/Anfang Juni. Ich hatte aus dem letzten Jahr noch Resturlaub und Nachtwachenfrei und somit 5 wunderbare Tage am Stück, die es mit Abenteuern zu füllen galt.

Doch wohin? Bei fünf Tagen lohnt es sich ja nicht bis ans Ende der Welt zu fahren, also entschied ich mich für den Bayrischen Wald. Oder doch lieber das Salzburger Land? Meer wäre aber auch echt schön! Oder das Elsass? Warum muss es überall nur so schön sein?!?

Das Wetter machte uns schlussendlich die Entscheidung leicht. Ziemlich schnell waren wir uns einig dass wir bei 10 Grad Außentemperatur, Gewitter- und Starkregenvorhersage nicht unbedingt im Auto schlafen wollen. Jedenfalls nehme ich an, dass ich da auch in Pebbles' Sinne gehandelt habe. Sie kann mittlerweile zwar schon ein paar Tricks, aber über unseren Urlaub zu diskutieren hat sie noch nicht gelernt. Also musste schnell ein neuer Plan her: Gotthardpass und danach Lago Maggiore!

Es wäre allerdings kein Urlaub von Emily und Pebbles, wenn es schlussendlich kurz vor der Abfahrt nicht drunter und drüber gehen würde. Montag morgens um 7 Uhr erstmal aus der sechsten Nachtschicht kommen, um 8 Uhr noch kurz zum Tierarzt (Pebbles hatte einen Impftermin und jaaa ich weiß, prima gelegt mit dem Urlaub), dann ab ins Bett für etwa 3 Stunden, dann schnell zum Edeka einkaufen, da die Hälfte vergessen und noch zum Netto hetzen, tanken... Und dann ist es endlich um 14:30 Uhr soweit. Ab auf die Autobahn.

Bis zur Grenze läuft es wie geschmiert, die Straßen sind frei. Wenn ihr von Böblingen Richtung Schweiz auf der A81 unterwegs seit, landet ihr direkt in Schaffhausen (Schweiz) nach der Grenze. Ein wunderbares Fleckchen Erde um sich zu verfahren. Trotz Navi. Dieses Navi ist mittlerweile bei uns in der Familie berühmt und berüchtigt für seine interessanten Anweisungen (hierzu später mehr). So auch in Schaffhausen. Ganz brav habe ich den Anweisungen Folge geleistet, bis es mich etwas stutzig gemacht hat, dass wir in Schaffhausen einen Kreis gefahren sind und ich wieder zurück Richtung Deutschland geleitet werde. Das Navi war wohl der Meinung, wir könnten der Tankstelle, an der ich meine Vignette gekauft habe (in der Schweiz gibt es Jahresvignetten. Die kauft man einmal und darf dann das gesamte Kalenderjahr rein und raus. Finde ich klasse!) nochmal einen Besuch abstatten. Bis ich dann dem Navi endlich erklärt hatte, dass ich tatsächlich doch lieber Richtung Gotthardpass möchte und nicht nach Hause, waren gut 30 Minuten vergangen.

Pünktlich zum Feierabendverkehr um 16 Uhr sind wir in Zürich.

Und ihr müsst wissen, dass die Autobahn bei Zürich DURCH Zürich geht.

Und momentan umgebaut wird.

Und an genau diesem Tag ein großes Konzert war.

Ich kann jetzt zwar mit Sicherheit behaupten, dass Zürich eine wunderschöne Innenstadt hat, denn durch diese (ja, durch die Innenstadt, sogar über den Hauptbahnhof) haben wir uns im Ampeltakt gestaut.

Auch wenn ich kurzzeitig überlegt habe, direkt hinter Zürich einen Parkplatz zu suchen, war die restliche Fahrt angenehm problemlos. Kurz bevor die Sonne komplett untergegangen war, sind wir auf unserem Stellplatz angekommen.

Und was soll ich sagen? 

Atemberaubend!

Ich habe mich immer für einen absoluten "Team-Meer"-Menschen gehalten, aber so eine Aussicht auf halber Höhe eines Passes über die umliegenden Berge und Täler... wunderschön!!

 

Und wir hatten Glück, außer einem Camper, der kurz zum Bilder machen gehalten hat waren wir allein. Gut für Pebbles die sich immer erst für 1-2 Nächte an ungewohnte Situationen gewöhnen muss und sonst bei allen fremden Menschen angeschlagen hätte.

Gut eingepackt (vorallem Pebbles, deren Wohlfühltemperaturen bei etwa 12°C bis 20°C liegen, was in der Nacht mit 5°C deutlich unterschritten wurden), Emily in Fleecepulli und Schlafsack, Pebbles in Mäntelchen, leichter Decke (die allerdings recht schnell weg war) und Kuschelkörbchen, starteten wir in eine von Kuhglockengeläut begleitete Nacht.

Am nächsten Morgen gab es ein schnelles Frühstück mit Aussicht und Kaffee. Außerdem konnten wir den Waldarbeitern zugucken, die per Helikopter Todholz abtransportierten. Sehr interessant.

Doch dann ging es schnell zum Wandern hoch auf den Pass. Oben angekommen zogen allerdings dichte Wolken auf. Die Wanderung, die ich rausgesucht hatte, war eh nicht möglich, da die Zufahrtsstraße zu dem Parkplatz gesperrt war, also habe ich mich erstmal bei der Touristeninfo auf dem Pass über das Wetter informiert. Der nette Angestellte hat auf einen der Berge gezeigt und gemeint: "Wenn die Wolken tiefer als die Hälfte des Berges gehen, komm zurück." Den Ratschlag, mich nicht zu weit zu entfernen, da das Wetter schnell wechseln kann bekam ich noch dazu. Also sind wir einfach mal losgelaufen. Am Anfang habe mich etwa alle 5 Minuten umgedreht, um zu gucken, was die Wolken so machen, doch diese haben sich glücklicherweise immer weiter zurückgezogen. 

So konnten wir einen herrlichen, ca 2 stündigen Spaziergang unternehmen. Und was soll ich sagen? Wunder-, wunderschön!!! Wenn man über den Pass schaut, fühlt man sich so winzig klein! Pebbles hatte allerdings keine Zeit, in Gefühlen zu schwelgen, denn sie hatte Murmeltiere entdeckt. Und wenn ihr denkt dass sie vielleicht eins gesehen hat und dann nur die Fährte aufnehmen wollte, liegt ihr meilenweit daneben. DENN DA WIMMELT ES VON DEN VIEHCHERN!

Man muss ja wirklich sagen, dass die Tiere sehr, sehr putzig sind mit ihrem weich aussehenden Fell, der Nase, die immer in Bewegung ist und dem bei jedem dritten Schritt klopfenden Schwanz. Doch wenn du da so ein kleines, schwarzes Monster an der Leine hängen hast, das diese putzigen Kerlchen gerne jagen möchte und aus diesem Jagdmodus auch nicht wirklich rauskommt, da wir hinter jeder Kurve welche gesehen haben, geht dass recht schnell auf die Nerven.

Zurück am Parkplatz hat es dann angefangen zu tröpfeln, weshalb ich kurzerhand beschlossen habe, dass wir schon einen Tag früher als geplant an den Lago Maggiore fahren. 

Ihr müsst wissen, dass es mehrere Pass-Straßen auf dem Gotthard gibt. Die größte ist gut ausgebaut, geteert und mit Aussichtsplattformen bestückt. Die etwas kleineren sind…naja…nicht ganz so. Ich sage nur: 12km Pflastersteine und Haarnadelkurven.

Das war selbst dem Navi zu viel. In einer steilen Linkskurve kam es irgendwann: "Jetzt rechts!". Joa - nur, dass es rechts ziemlich tief hinab ging. Den Hang hinab. Den Berghang aus Massivstein mit vereinzelten Bäumen hinab. Ich hab mich doch dann dagegen entschieden und bin brav auf der Straße geblieben...

 

Bei 3 Grad ins Auto eingestiegen, bei 26 Grad eine Stunde später ausgestiegen.  Wie schön dass mein Kreislauf nicht schlapp gemacht hat! 

Übrigens, wer unseren Blogeintrag über unser Osterwochenende gelesen hat, weiß, dass wir nicht normal campen oder ein Wohnmobil haben, sondern einfach im Auto schlafen. Wir suchen unsere Plätze über die App park4night oder bleiben auf Parkplätzen ohne Verbotsschild stehen. 

Auch so diesen Urlaub. Was ich allerdings nicht bedacht hatte war, dass ich für die App eine stehende Internetverbindung benötige und mein Datenvolumen leider schon aufgebraucht war. Blöd. Doch, wie heißt es so schön: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt, oder so ähnlich. Jedenfalls sind wir einfach mal drauf los gefahren und kurz hinter der italienischen Grenze, bei Maccagno con Pino e Veddasca wurden wir fündig. Ein Rastplatz, mit ca 10 Stellplätzen. Tagsüber ist es hier recht laut, da auch direkt oberhalb die Zugstrecke entlang läuft, aber Nachts fahren fast keine Autos und keine Züge. Außerdem geht direkt neben dem Parkplatz ein kleiner Trampelpfad zu einem Steinstrand!! Auf einem Schild mit einem Wohnmobil darauf stand ein Satz auf italienisch, den ich ja leider nicht nachschlagen konnte... Also nicht verzagen, Papa fragen. Ich wollte eh bei meinem Vater etwas wegen des Autos nachfragen, also habe ich mir das Schild kurzerhand per SMS übersetzen lassen. "Zulässiges Abstellen von Wohnmobilen" habe ich mal als Erlaubnis zu bleiben aufgefasst...

Für uns war klar: hier bleiben wir!!!

Tags drauf war eigentlich eine schöne, aussichtsreiche Wanderung geplant, aber da die Spontanität den Urlaub seit Anfang an beherrschte, haben sich auch diesbezüglich unsere Pläne geändert. Morgens war es ziemlich stürmisch, weswegen ich mir mit der Wanderung recht unsicher war. Die Faulheit hat ihr Übriges getan und wir sind ins nahgelegene Städtchen zum Sightseeing; erst ins höhergelegene Campagnano, von wo man einen wunderschönen Weitblick über die Regionen rund um den See hat, um danach durch die alten, typisch mediterranen Sträßchen von Maccagno con Pino e Veddasca zu wandeln. Was einem hier direkt ins Auge springt sind die Haustüren. 90% aller Haustüren sind wunderschöne Gemälde. Eine Tür war sogar eingestrickt, da schlägt mein Waldorfherz natürlich gleich viel schneller!

 

Kleiner Tipp: Wenn euch eine (höchstwahrscheinlich) Einheimische den Tipp gibt, zu einer bestimmten Kapelle zu laufen, weil von dort der Blick so wunderschön sein soll, erkundigt euch vorher!

Ich habe mich beim Haustüren fotografieren scheints eindeutig als Tourie geoutet, jedenfalls hat mich eine nette alte Dame irgendwann gefragt, woher ich komme und nachdem ich diese Frage beantwortet habe, in gebrochenen Deutsch erklärt, dass ich von der Monte Venere einen wunderschönen Blick habe.  "Also nichts wie hin", dachte ich mir. Tja, dass der Weg nur aus unebenen, rutschigen, uralten Steintreppen besteht und auf den ca 500m Strecke ganze 200 Höhenmeter zurücklegt werden müssen, hat mir die liebe alte Dame verschwiegen. Ich bin in meinen alten, ausgelatschten Chucks ganz schön ins schwitzen und straucheln geraten! Aber der Blick war wirklich toll!!

Gegen 15 Uhr waren wir wieder zurück am Auto und da das Wetter so traumhaft war, beschlossen wir kurzer Hand, dass das genügend Action für den Tag war und haben uns nur noch faul an den Strand gelegt. Schließlich muss mein ach so arbeitswütiger Hirtenhund ja auch auf seine Kosten kommen...

Allerdings wurde es der Pebbles bei den mediterranen 26 Grad mit einer leichten Briese schnell zu heiß und sie flüchtete sich unter ein kleines selbstgebautes Handtuchzelt.

Für Donnerstag war eigentlich die vom Vortag verschobene Wanderung geplant, leider machte uns mal wieder das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Schon morgens hat es immer mal wieder getröpfelt und auch auf der anderen Uferseite gegrummelt. Als wäre Spontanität mein zweiter Vorname, schmissen wir alle folgenden Pläne über den Haufen, benachrichtigten Freydis, genossen noch die letzten 2 Stunden Sonne und machten uns auf dem Weg nach Ulm für einen Schwesternbesuch.

 

Die Strecke nach Ulm führte uns nicht wie wir gekommen waren Richtung Gotthard und Zürich, sondern über den San-Bernardino-Pass. Nachdem ich durch lauter Staunen von der wirklich richtig, richtig schönen Landschaft so abgelenkt war, dass ich nicht Richtung Passstraße sondern durch den Tunnel gefahren bin, sind wir kurzerhand auf der anderen Seite hoch gefahren. Und meine Güte, ich hab mich nach der ersten Kurve wie bei Herr der Ringe gefühlt. Die Landschaft auf dem Gotthard-Pass hat mich ja schon umgehauen, aber der San-Bernardino ist, meiner Meinung nach, nochmal eine Spur schöner und eindrucksvoller, gleichzeitig aber auch einschüchternd. Habe ich schon erwähnt dass ich mich wirklich sehr klein in solchen Gebirgen fühle? Und ihr müsst wissen dass ich mich mit meinen 177cm wirklich sehr, sehr selten klein fühle.

Auf dem Pass haben wir zugegebenermaßen ein kleines bisschen die Zeit vergessen. So kamen wir nicht wie anfangs geplant gegen 19 Uhr in Ulm an, sondern erst gegen 20:30 Uhr. Aber hei, so konnte ich den Feierabendverkehr (dieses mal) sehr gut umgehen!

Zusammenfassend gesagt: Berge, See und Murmeltiere. Von allen hab ich nicht genug gesehen und die Ecke wird auf alle Fälle wiederholt! Die Schweiz steht mittlerweile ganz weit oben auf meiner "Reisungsliste"!! So viele abwechslungsreiche Landschaften, auf so wenig Fläche ist immer einen Besuch wert!

 

Wart ihr schon in der Schweiz oder am Lago Maggiore? Seid ihr eher der Meer/See- oder Bergtyp? Habt ihr noch Vorschläge für die Region?

Lasst gerne einen Kommentar da oder scheibt uns eine Mail.

 

Bis zum nächsten Mal,

die Hälfte von uns vier

 

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