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Ab in den Süden (Tag 2)

In einem unserer Reiseführer steht, dass dass des Südnorwegen-Reisenden Nordkap das Südkap sei. Wir wissen noch nicht, ob wir das so unterschreiben würden (schließlich haben wir das Nordkap noch nicht gesehen), auf alle Fälle zieht es aber auch uns an Norwegens südlichste Landspitze. In Verbindung mit einer der pittoresken Holzhausstädtchen der Südküste steht einem erlebnisreichen Ferientag nichts mehr im Wege. Erlebnisreich übrigens auch insofern, als dass wir uns schon den ADAC rufen gesehen haben…!


Übrigens: Unser Norwegen-Abenteuer wird von Anny-x und Irish Pure gesponsert. Weitere Infos hier.


Wir starten den Tag entspannt mit lauwarmem Kaffee vom Vortag aus der Thermoskanne und später einem Frühstück am See. Es windet nicht mehr so stark und die Morgensonne wärmt unsere nach der Nacht im Zelt steifen Knochen. 

Nachdem alles eingepackt und verstaut ist, fahren wir nach Mandal. In der ersten Rechtskurve horcht Emily plötzlich auf: "Hörst du dieses Scheppern auch?"

Wir lauschen angespannt. 

Erst ist nichts zu hören. Wir beginnen bereits, uns zu entspannen, da kommt die nächste Rechtskurve: Krrrrrrr. Das Auto scheppert und schleift. 

Oh nein! Hat nicht das Auto unserer Eltern auch so geklungen, bevor beim Service der Getriebeschaden festgestellt wurde?

Krrrrrrr. 

Dann lange nichts. 

Das Geräusch scheint nur in den Rechtskurven und auch nur bei langsamem Tempo unter 50km/h. Also fahren wir mal weiter, bekommen aber ein mulmiges Gefühl. Wir sehen uns schon den ADAC rufen, während wir irgendwo in der norwegischen Pampa stehen und das Auto leise vor sich hin raucht. Soll unser Urlaub etwa so schnell ein Ende finden?

Auf der Autobahn ist dann wieder nichts zu hören und bis zur Abfahrt nach Mandal haben wir uns wieder beruhigt. Der Mitsubishi wird sich schon wieder fangen, oder?

Wir folgen den Anweisungen des Navis in Richtung Zentrum. Die 50er- wird zur 30er-Zone, dann kommt ein Kreisverkehr und wir sehen schon den Ortskern mit seinen hübschen weißen Holzhäusern. Im Kreisverkehr biegen wir nach links ab, auf eine idyllisch am Hafen gelegene Kopfsteinpflasterstraße, weil uns ein Schild in der Richtung einen Parkplatz anzeigt. Und plötzlich kracht und scheppert es unglaublich lauf! KRRRRRRR!!! Wir spüren förmlich, wie uns das Adrenalin ins Blut schießt. Hängt unser Auspuff am seidenen Faden? Haben wir eine Radkappe verloren? Durchstoßen unsere Sitze vielleicht gleich den Boden, weil das Blech seinen Geist aufgibt? 

So schnell wie gerade eben ist Emily vermutlich noch nie in die nächste Haltebucht gezogen. Mit zitternden Fingern steigen wir aus. Laufen einmal um den Space Star herum - finden nichts. Überprüfen den Auspuff - finden nichts. Legen uns auf den Asphalt, um einen Blick auf den Unterboden zu werfen - finden… Moment! Was ist das? 

Da hängt ein Baum in unserem Boden!

Erleichtertes Lachen. 

Mit ein bisschen Recken und Strecken können wir den Ast, der sich im Blech verfangen hatte, aus unserem Boden heraus ziehen, schießen ein Erinnerungsfoto und pflanzen ihn in Mandal in einen Grünstreifen auf der Seite ein - soll er noch ein bisschen die Aussicht genießen!

Mit unklapperndem Auto und normalem Motorengeräusch fahren wir weiter auf den Parkplatz, auf dem auch noch einiges frei ist (allerdings ist auch erst halb zehn Uhr). 

Mandal gefällt uns wirklich gut (und das liegt nicht nur daran, dass wir hier unsere erste Kanelboller (Zimtschnecke) essen). Der Gasthafen ist wunderschön an einen kleinen Felsen geschmiegt, an welchem Holzbohlen vorbei führen. Natürlich zieht es uns als erstes zu den Booten und dahinter weiter zum Strand, der mit 10 Minuten Entfernung zum Stadtzentrum fußläufig gut erreichbar ist. Obwohl die Sonne vom Himmel lacht, ist an dem 1km langen Sandfeld noch nicht viel los, so haben wir die Sommertraumkulisse erst einmal für uns. Und wir stellen fest: Schären, blauer Himmel, Sand und Meer passen wunderbar zusammen - was für ein schöner Tag!

Das finden übrigens auch endlich mal Pebbles und Laki. Während Laki jeden Quadratzentimeter schnüffelnd ausführlich erkundet, hat Pebbles zu tun. Sie hat sich wohl vorgenommen, einen Tunnel nach Hause zu buddeln (vielleicht vermisst sie das Bebi?), jedenfalls arbeitet sie kräftig und ausdauern. Und verteilt den Sand dabei großzügig über uns. Aber ist ja nett, dass sie teilt…

Wir befinden uns bereits auf der Straße zum Südkap, als wir unverhofft eine tolle Entdeckung machen. Bevor es aus Mandal raus geht, führt linker Hand eine Straße auf einen kleinen Parkplatz. Von dort kann ein schmaler Pfad bestiegen werden, um auf den Uranienborg zu kommen - mit 62 m ü. NN. eine eher kleine Erhebung. Das erste Fernrohrhäuschen wurde dort im Jahr 1862 errichtet. Während des zweiten Weltkrieges diente der Berg als Kanonenstützpunkt. Heute lohnt sich die Aussicht auf das ihm zu füßen liegende Mandal und den Blick auf den glitzernden Fjord. 

Nach der kurzen aber aussichtsreichen Pause fahren wir, diesmal ohne weitere Unterbrechung, zum Kap Lindesnes, dem Südkap. Von dort sind es über 2.500km zum bekannteren Nordkap. Neben den Superlativen und den Zahlen ist das Kap außerdem für seinen Leuchtturm, den Lindesnes Fyr bekannt. 

Offensichtlich bekannt, denn wir sind bei weitem nicht die einzigen, die auf die Idee gekommen sind, dem Kap einen Besuch abzustatten. Der Parkplatz dort ist voll gestellt mit (hauptsächlich großen) Wohnmobilen und schon von weitem sehen wir die Menschenkette zum Leuchtturm hinauf walzen. Zum Glück müssen unsere Hunde erst einmal Gassi, so bekommen wir die Möglichkeit, den anderen Touristen noch einmal auszuweichen. 

Direkt vom Parkplatz führen einige Wanderwege weg. Wir entscheiden uns für den knapp 3km langen Panoramastien - Panorama klingt doch immer gut - und folgen den hellblau-türkisen Punkten. Bergig ist es am Kap nicht, aber felsig. Wenn der Wind allerdings auch häufiger so stark weht wie heute, haben Pflanzen auch gar keine Chance, sich festzuhalten. Entsprechend karg ist die Ästhetik und entsprechend gut müssen wir unsere kleine Maus festhalten. Die wird sonst weg geweht…

Zum Glück scheint ausgiebiges Wälzen in den wenigen Bodendeckern zu helfen. Oder vielleicht bringen Laki und Pebbles auch nur ihre Ohren vor dem Wind in Sicherheit? Jedenfalls lassen sich beide sofort wieder fallen, sobald sie auf vier Pfoten stehen und werfen sich auf dem Boden von einer Seite auf die andere. Ein schönes Bild!

Nicht so schön ist allerdings, dass wir nach der ersten Kreuzung bereits unsere blauen Punkte verloren haben. Hier kommt uns die Kargheit der Landschaft zu Gute, denn die Orientierung können wir trotzdem nicht verlieren - wir sehen ja alles von oben. Also laufen wir einfach so ein Stück weiter und wähnen uns bald darauf in der Karibik. Die Bucht, die sich vor uns auftut, leuchtet schimmernd türkis, dazu der tiefblaue Himmel und das aufgewühlte Meer. Einzig das rote Holzhäuschen und die Schären weisen darauf hin, dass wir nicht geschwind auf einen anderen Kontinent gebeamt wurden. Einfach wunderschön!

 

Während unserer Pause dürfen die Hunde die Snacks von Irish Pure testen. Diesmal die Veggie-Snacks. Wir sind skeptisch, Laki ist nämlich sehr wählerisch. Wird er Leckerlies aus Gemüse, ohne irgendeinen Zusatz von Fleisch fressen? 

Könnt ihr euch unsere Überraschung vorstellen, als wir sehen, dass beide Hunde vollkommen ausflippen? Pebbles überschlägt sich fast und auch Laki ist restlos begeistert beim Anblick und nach dem ersten Bissen der Rein-Gemüse-Sticks! 

 

 

 

Nachdem wir unseren zweistündigen Spaziergang über das Kap beendet haben, entscheiden wir uns doch gegen einen Gang zum Leuchtturm. Vom anderen Hügel aus hatten wir sowieso einen besseren Blick auf das pittoreske Bauwerk und die vielen Menschen sind uns den Eintritt nicht wert. Außerdem wollen wir unsere Wuffs eigentlich nicht schon wieder alleine im Auto lassen. Also machen wir uns wieder auf die Platzsuche, was sich auch am Kap als nicht einfach heraus stellt. Immerhin finden wir so das süße Dörfchen Åvik. Nach einer längeren Fahrt als erhofft, landen wir aber schließlich an einem kleinen See, der zwar direkt an der Schnellstraße liegt, beim norwegischen Verkehrsaufkommen aber trotzdem relativ ruhig ist. Außerdem haben wir einen hauseigenen Wasserfall direkt nebenan. Die Hunde sind müde von dem vielen Wind und den Eindrücken und so genießen wir noch den Sonnenuntergang am Zelteingang und gehen dann schlafen. 


Und das war Tag 2 unserer Norwegenreise. Ein sehr schöner Tag mit vielen Eindrücken und viel Sonne. Ein herzliches Dankeschön außerdem an Irish Pure und Anny-x, dank deren Unterstützung unsere Wanderung am Südkap zu einem rundum glücklichen Erlebnis für unsere Hunde wurde. Die Bilder sprechen wohl für sich… 

Bis zum nächsten Blogeintrag von Tag 3, einem Tag voller Kulturschocks und viel Fahrerei. 

Viele Grüße, 

wir vier. 


Literatur

Der Dumont-Reiseführer von Südnorwegen: Möbius, M., Ster, A. (2022): Norwegen - der Süden. Ostfildern: DuMont Reiseverlag

Der Dumont-Reiseführer von Fjordnorwegen: Banck, M.H. (2019): Norwegen - das Fjordland. Ostfildern: DuMont Reiseverlag

Der lonely planet-Reiseführer von Norwegen: Ham, A., Butler, S., Wheeler, D. (2015): Norwegen. Ostfildern: Mairdumont

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