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Ab in die Kälte (Tag 7)

Kurze Zusammenfassung: In die Hardangervidda, um die Hardangervidda und um die Hardangervidda herum. Hinauf fährt das Trollbo, hinab sinken die Temperaturen. Und Pebbles verscheucht ungebetene Gäste vor dem Zelt.


Übrigens: Unser Norwegen-Abenteuer wird von Anny-x und Irish Pure gesponsert. Weitere Infos hier.


Beim Zähneputzen kommt nach zwei Tagen Wolken und Regen endlich einmal wieder die Sonne durch - da wird unser Lieblingsplatz an Schlucht und Wasserfall gleich nochmal schöner! Bevor wir die Gegend verlassen und uns intensiver der Hardangervidda zuwenden, wollen wir den engen Serpentinenweg noch ganz hinauf fahren und laufen gehen. Am Wasserfall füllen wir also unsere Flaschen und Kanister auf und fahren das kleine Stück bis an das Ende der Straße. Wie erstaunt wir sind, als oben eine ganze Horde Autos (ja, auch Camper) steht - sind die etwa alle an uns vorbei gefahren?

Fröhlich packen wir Müsliriegel und Wasser in unsere Rucksäcke, schultern diese und folgen einfach mal den roten Ts. (Die Wege sind übrigens alle sehr gut markiert. Zuständig dafür ist der DNT, Den Norske Turistforening. Falls ihr dazu einen Extra-Beitrag möchtet, schreibt es in die Kommentare, dann stellen wir euch gerne ein paar Informationen zusammen.)

Bald bietet sich uns ein wunderschöner Ausblick in die Schlucht hinter Øvre Eidfjord und wir bedauern es jetzt schon, dass wir den Dronningstien nicht laufen konnten (aber was nicht ist, kann ja irgendwann noch werden). Nach kurzer Strecke wird dieser von einem weiten, ebenfalls wunderschönen Blick über die Anfänge der Hardangervidda abgelöst. 

In der Hardangervidda sollen ja rund 10.000 Rentiere leben und als wir immer wieder Hufgetrappel und Glöckchen hören, spitzen wir Ohren und Augen. Rentiere würden unseren Urlaub einfach perfekt machen. 

Genau. Ist es euch auch aufgefallen? Wir jedenfalls finden ebenso nach einiger Zeit des Ausschauhaltens unseren Logikfehler. Die Hardangervidda ist schließlich berühmt für ihre freien und wild lebenden Rentiere. Wie hoch ist da wohl die Wahrscheinlichkeit, dass diese Wildtiere ein Glöckchen um den Hals tragen? Eben, vermutlich nicht besonders hoch. Ein bisschen geknickt sind wir dann schon, aber wir freuen uns natürlich trotzdem über jedes Schaf…

Weil wir heute noch nach Geilo wollen, um uns eine detaillierte Wanderkarte von der Hardangervidda zu besorgen, drehen wir nach etwa einer Stunde jedoch wieder um und laufen zurück zum Auto. Wir folgen der Nationalen Touristenstraße durch die Hardangervidda, die uns von Øvre Eidfjord jedoch zuerst in Richtung Vøringsfossen führt, Norwegens berühmtestem Wasserfall. Zu sehen bekommen wir den vermeintlich schönsten Wasserfall des Landes jedoch nicht, da uns die vielen Touristen abschrecken. Und außerdem kann der menschenumhüllte Vøringsfossen gar nicht schöner sein als unser einsamer Wasserfall der letzten beiden Tage…

Die Straße führt weiter um ein paar Kurven (überraschend…) und durch einige Tunnel (wer hätte es gedacht), und dann sind wir oben auf der Hochebene der Hardangervidda. Es ist später Mittag, hat erfrischende 8°C und Sonnenschein. Wer von euch war denn schon in der Hardangervidda? Für uns ist es eine der schönsten Landschaften, die Norwegen zu bieten hat (und bei diesem Land will das schon was heißen). Wir lieben die schroffe Kargheit der Hochebene, die Weite und die klaren Farben. Übrigens handelt es sich bei der Hardangervidda um Europas größte Hochebene und Norwegens größten Nationalpark…

 

Natürlich finden wir für die Hunde auch ein Schneefeld. Beide wälzen sich bestimmt eine Viertelstunde ununterbrochen im kühlen Weiß und drehen richtig auf. Dann ist es uns menschlichen Frostbeulen zu kalt. 

Die letzten Kilometer nach Geilo (wird übrigens "Jeilo" ausgesprochen) geht es wieder bergab. Bei Haukeliseter bleibt uns kurz der Mund offen stehen. Direkt vor uns auf etwa zwei Uhr beginnt ein großer See - der uns in strahlendem Türkis entgegen blitzt. Keine Ahnung, ob diese türkise Färbung Zufall oder Lichteinfall ist, jedenfalls ist es wirklich schön und außergewöhnlich. Weiß vielleicht jemand, warum der See so türkis aussieht? Schreibt es gerne in die Kommentare, wir haben dazu leider keine Information gefunden. 

Geilo selbst ist als Wintersportwunderland bekannt, doch auch in den Sommermonaten für alle möglichen Outdoor-Aktivitäten ein lebendiger Ausgangspunkt. Der Ort ist kleiner, als wir dachten, aber es gibt eine Touristeninformation mit allen möglichen Wanderkarten, die unser eigentliches Ziel darstellt. Wir kaufen uns eine Wanderkarte für den Osten der Hardangervidda bis Rjukan runter, da wir unsere Mehrtagestour noch nicht aufgegeben haben, obwohl es morgen regnen und gewittern soll. Und ja, wir müssen natürlich auch in den Heimtierbedarfsladen gucken, der sich direkt gegenüber befindet. Und zum Glück verkaufen diese keine Halsbänder mit Norwegermuster, da wären wir vermutlich schwach geworden…

Ausgerüstet mit der Wanderkarte und Lecker-Schmecker-Zeug aus dem Rema 1000 fahren wir - natürlich erst einmal in die falsche Richtung. 

Wieder auf der R34 angekommen, verläuft die Straße hoch, wieder runter, wieder hoch, wieder runter, wieder… Überall ist Wald, aber wir finden einfach keinen Stellplatz. Entweder sind die Straßen privat oder direkt mit einer Schranke abgesperrt. Obwohl wir es nicht wollten (wegen des angesagten Gewitters), nehmen wir letztendlich doch wieder ein kleines Sträßchen auf die Hochebene. Mittlerweile ist es auch bereits halb sieben am Abend, also stellen wir uns an einem geeigneten Ort einfach direkt neben die Straße auf ein geschottertes Plätzchen. In der Hoffnung, dass uns unser Trollbo ein kleines bisschen Windschutz bietet (tut er nicht, es ist a****kalt!). Eigentlich wollen wir noch ein bisschen laufen, aber da wir nicht auf einem Wanderparkplatz stehen, führen nur Schafswege von unserem Platz weg, die wir nach den ersten paar Metern bereits verloren haben. Quer durch die Pampa ist uns zu mühselig und auch nicht gut für die örtliche Flora, aber ein bisschen laufen können die Hunde immerhin. Zum Essen haben wir eine Tütensuppe (Lofoten's Fiskesuppe mit Instant-Kartoffelbrei und aufgetautem Tiefkühlfisch, die wir beides einrühren um etwas mehr Substanz zu bekommen). Nicht bedacht hatten wir, dass viel Wasser viel Energie benötigt, um zu kochen. Und dass die Außentemperatur nicht gerade hoch ist. Und dass ein kalter Wind weht. Und wir keinen Windschutz haben (kommt unbedingt auf den Wunschzettel!). Trotz etwas Abdeckung durch das Trollbo braucht unser Essen über eine Stunde (!!!), bis es ansatzweise heiß ist. Völlig durchgefroren können wir so erst gegen 21 Uhr essen, haben aber immerhin noch etwas Sonnenschein. Die Nacht wird kalt!


Wie kalt, das erfahrt ihr im nächsten Bericht. Außerdem spoilern wir an dieser Stelle schon einmal: Nachts haben uns Schafe besucht, die Emily schließlich vertreiben musste, weil unser Hütehund sonst einen Herzkasper bekommen hätte… 

 

Bis dahin viele Grüße aus dem kalten Zelt, 

wir vier.


Literatur

Der Dumont-Reiseführer von Südnorwegen: Möbius, M., Ster, A. (2022): Norwegen - der Süden. Ostfildern: DuMont Reiseverlag

Der Dumont-Reiseführer von Fjordnorwegen: Banck, M.H. (2019): Norwegen - das Fjordland. Ostfildern: DuMont Reiseverlag

Der lonely planet-Reiseführer von Norwegen: Ham, A., Butler, S., Wheeler, D. (2015): Norwegen. Ostfildern: Mairdumont

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