Was haben Camping und Segeln gemeinsam? Man ist ungebunden und frei - sofern das Wetter mitspielt. Wie es scheint sind die traumhaften Sonnentage jetzt vorbei, für heute ist Gewitter und Regen angesagt, der Regen soll die nächsten Tage noch über der Hardangervidda hängen. Was also machen wir? Richtig, wir ändern unsere Pläne einmal mehr und begeben uns auf Seeungeheuersuche.
Übrigens: Unser Norwegen-Abenteuer wird von Anny-x und Irish Pure gesponsert. Weitere Infos hier.
Die Nacht war eiskalt, trotz diverser Schichten! Weil wir euch im letzten Beitrag die Temperatur nicht genannt haben, lösen wir diesen Cliffhanger jetzt auf: In dieser einen Nacht auf der Hochebene der Hardangervidda erreicht unser Urlaub seine absolute Mindesttemperatur von -1°C! Im August. Im Sommerurlaub. Brrrr.
Außerdem liefen Nachts, als wir gerade schon weggedämmert waren, einige Schafe vor unserem Zelt spazieren. Pebbles war sofort auf 180, was ein Weiterschlafen unmöglich machte. Das Ende vom Lied war, dass Emily sich aus ihrem Daunenschlafsack schälen und (ohne Pebbles) durch den Eingang kämpfen musste, um die wolligen Zeitgenossen zu vertreiben. Unsere Maus hätte sonst vermutlich irgendwann hyperventiliert!
Dank Emilys Einsatz konnte Pebbles jedoch friedlich schlummern und uns erholt und erfrischt um sechs Uhr aus den Federn schmeißen. Letztlich war das jedoch ganz gut, denn ab acht Uhr ist Regen vorhergesagt. So können wir das Zelt trocken abbauen und im Auto verstauen (leider ohne Kaffee - meh!). Es ist immer noch kalt, aber der Wind ist weg, was die ganze Prozedur erträglicher macht. Kaffee gibt es anschließend auf den kuschelig-warmen Vordersitzen, unser Frühstück verzehren wir jedoch beim Fahren, da eine dunkle Wolkenfront auf uns zuwalzt. Und, Faradayscher Käfig hin oder her, das Gewitter müssen wir eigentlich nicht in den (flachen) Weiten der Hochebene erleben. Vorher wird es jedoch nochmal spannend, denn das Auto springt erst nach dem vierten oder fünften Versuch an. Zum Kochen hatten wir gestern relativ lang (ihr erinnert euch: eine Stunde) die Tür auf, um im Windschatten sitzen zu können. Das war wohl etwas zu lang für unser Trollbo, dessen Batterien die kalten Temperaturen gar nicht gut finden. Aber unser Trollbo lässt uns nicht im Stich und außerdem hat er ja zwei Stunden Fahrzeit, um die Batterien zu regenerieren - denn unser nächstes Ziel ist Seljord.
Dort soll das Wetter etwas besser sein als in der Hardangervidda. Außerdem lockt die Aussicht auf das Seeungeheuer im gleichnamigen See. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen, schließlich zeichnet sich unser Veilchen als passionierter Seeungeheuer-Entdecker wenn nicht durch seinen Mut, so immerhin durch seine genetisch bedingte (Goldie!) Liebe zum Wasser aus.
Sobald wir hinunter fahren, ändert sich die Landschaft wie auf einen Schlag wieder grundlegend. Statt der weiten Kargheit der Hochebene befinden wir uns am Rand der Telemark mit seinen dunklen Nadelwäldern, den aus der Zeit gefallenen roten und braunen Holzscheunen auf Stelzen, die auf saftig-grünen Wiesen stehen, welche von einem Fluss im glattgeschliffenen rosa Steinbett umsäumt sind. Sehr schön und hier hätten wir überhaupt keine Probleme gehabt, einen Schlafplatz zu finden.
In unser Navi haben wir Seljord-Zentrum eingegeben, da wir uns langsam der Souvenir- und Mitbringsel-Jagd widmen wollen. Aber unser Navi ist manchmal seltsam - anstatt uns auf die Hauptstraße zu führen, leitet uns das System an den Rand des Ortes in ein Wohngebiet (Nutzt es vielleicht das geografische Zentrum?). Das erinnert uns an einen Vorfall während unserer Deutschland-Tour vor drei Jahren: Irgendwo an der Nordsee hatte uns das Navi damals über Feldwege, die immer schmaler und holpriger wurden, zur Autobahn geführt - anstatt die Landstraße auszuwählen, die in einem Bogen um besagte Felder herum führte. Machen eure Navigationssysteme auch manchmal solche Sachen? Schreibt uns gerne eure seltsamsten, eigenartigsten oder lustigsten Erlebnisse…
Schließlich finden wir einen schönen Platz zum Zelten direkt am See - gibt es einen besseren Ausgangspunkt, um nach dem einheimischen Seeungeheuer Ausschau zu halten? Außerdem haben wir eine Punktlandung hingelegt: kaum haben wir alles aufgebaut, beginnt es zu regnen. Und hört für den Rest des Tages auch nicht mehr auf (zur Einordnung: von elf bis 21 Uhr). Abends wagen die Hunde und Freydis einen kleinen Ausflug auf den nächsten Wanderweg durch märchenhaften norwegischen Wald zu einem kleinen Wasserfall mit Brücke, kommen aber leider auch nicht trocken zurück. Immerhin ist es nicht so kalt, die Außentemperatur beträgt angenehme 15°C.
Habt ihr die Fotos genau angeschaut? Da kann man sich schon vorstellen, dass diese Landschaften viel Stoff für Legenden und Märchen hergeben, oder? Tatsächlich ist die Telemark auch der Geburtsort vieler bekannter norwegischer Märchen. Ob das Seeungeheur von Seljord (das im gleichnamigen Dorf übrigens jeden Laternenpfosten schmückt), oder ob unser fast-mutiger Abenteurer Laki jenes entdeckt hat, lest ihr am besten im nächsten Beitrag.
Ahoi und viel Erfolg beim Ausschauhalten,
wir vier.
Literatur
Der Dumont-Reiseführer von Südnorwegen: Möbius, M., Ster, A. (2022): Norwegen - der Süden. Ostfildern: DuMont Reiseverlag
Der Dumont-Reiseführer von Fjordnorwegen: Banck, M.H. (2019): Norwegen - das Fjordland. Ostfildern: DuMont Reiseverlag
Der lonely planet-Reiseführer von Norwegen: Ham, A., Butler, S., Wheeler, D. (2015): Norwegen. Ostfildern: Mairdumont
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