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Campingblues (Tag 13)

Wer kennt nicht diese Tage, an denen einem die Zeltdecke auf den Kopf zu fallen droht, an denen die Beine müde sind und die Kälte bis in die Knochen kriecht. Zugegeben, es ist jetzt nicht so, dass wir körperlich wahnsinnig erschöpft sind, weil wir tagein, tagaus mit schweren Rucksäcken durch die Gegend stapfen. Aber manchmal gibt es Tage, da ist selbst das Lesen auf der Isomatte zu anstrengend und die schnelle Campingküche vom Gaskocher nicht befriedigend. Und sind wir mal ehrlich: Meistens regnet es an solchen Tagen. 


Übrigens: Unser Norwegen-Abenteuer wird von Anny-x und Irish Pure gesponsert. Weitere Infos hier.


Es regnet mal wieder. Weil wir beide einen "Blödes-Camping"-Tag haben, das Wetter aber gleichzeitig nass und kalt bleiben soll und wir entsprechend möglichst trockene Hunde behalten wollen, bleibt auch nicht so viel zu tun. Zumal Sonntag ist. Da hat der, in einem unserer Reiseführer erwähnte Souvenir-Laden natürlich auch geschlossen. Wegen dieser Empfehlung aus unserem schlauen Buch sieht unser Plan aber vor, heute noch in Valle zu bleiben, morgen vormittag Mitbringsel zu jagen und nachmittags nach Lysebotn zu fahren - dort legt nachmittags die Fähre nach Lauvvik ab. Das bedeutet aber, dass wir für heute nicht wirklich eine Beschäftigung (und auch nicht so viel Motivation) haben. 

Irgendwann gehen wir dann doch Gassi, woraus eine etwa zweistündige Runde wird. Eigentlich suchen wir den Strand Honnevje, scheinbar der schönste Strand Norwegens. Aber irgendwann dünkt uns, dass wir munter in die falsche Richtung laufen, also genießen wir einfach nur die (regendurchtränkte) Landschaft, den beeindruckenden Nomelandsfjell und die Begegnungen mit Pferden, Eseln (die Laki allesamt echt gruselig findet) und einer Schafherde (eher nach Lakis Geschmack - vielleicht, weil sie ihm so ähnlich sehen?). 

Irgendwann treffen wir noch auf einen Mann mit einem "not angry"- Hund. Ist klar: Die Lefzen bis zu den Ohren hoch gezogen, die Rute starr nach hinten gerichtet, ein wildes Knurren und Ziehen an der Leine. Not angry? Darauf wollen wir es mal nicht ankommen lassen. 

 

Abgesehen vom beeindruckenden Kletterfels besticht die Landschaft durch die still dahin fließende Otra, die scheinbar der beste Fluss zum Lachsangeln sein soll, wie uns ein deutsches Ehepaar versichert, das auf unserem Parkplatz ein Päuschen einlegt. Dazu die tannengrünen Berge und die bunten Höfe - uns gefällt das Setesdal. Schön ist auch die Hängebrücke über die Otra, auch wenn gerade Pebbles nicht besonders begeistert über diese Erfahrung ist. Die kleine schwarze Hündin geht aus Unsicherheit mit jedem Schritt über die wackelige Brücke tiefer in die Knie, bis sie aus unserer erhobenen Perspektive aussieht, wie ein Dackel: Tief und lang.

Eigentlich wollen wir im Anschluss an den Spaziergang nach Valle und uns einen Kaffee suchen - endlich mal wieder richtigen Kaffee und nicht diese lösliche Brühe mit winzigen Wenigkeiten an Koffein. Ein heißer Energieschub scheint bei diesem Regenwetter die richtige Lösung zu sein! Leider beginnt es in dem Moment wieder zu regnen und mit patschnassen Hunden wollen wir uns auch nicht irgendwo rein setzen. Also wieder alle ins Zelt, so lange die Vierbeiner noch einigermaßen trocken sind - damit das auch so bleibt!

 

Mittags wird mal wieder gelesen. Anschließend müssen wir im Fluss unsere Flaschen auswaschen. Wir hatten von Freia einen löslichen Tee gekauft und diesen direkt in unseren Flaschen gemischt. Dadurch haben die Flaschen jetzt aber angefangen zu schimmeln - bäh! Zum Glück haben wir biologisch abbaubares Spülmittel dabei und mit der Otra eine gute Wasserversorgung (wobei wir die Flaschen danach mit Trinkwasser nochmal nachspülen, schließlich befinden wir uns gerade nicht in irgendeiner Hochebene…). 

Unsere abendliche Gassirunde führt uns nach Valle, um die Lage für morgen auszukundschaften. Außerdem finden wir ein öffentliches Klo mit Wasserauffüllmöglichkeiten, die wir morgen ausnutzen können. Wir entdecken auch einen Bücherschrank in einer alten Telefonzelle. Und natürlich müssen wir das einzige deutschsprachige Buch mitnehmen! 

Abends gibt es, aus reiner Faulheit und Motivationslosigkeit, unseren restlichen Uncle Bens Fertigreis - für solche Tage ist der doch gar nicht schlecht.  


Wie gesagt, manchmal ist einfach der Wurm drin. Obwohl die Landschaft so schön ist, hat man manchmal einfach nicht den Antrieb, etwas zu unternehmen - und das ist okay! Muss ja nicht jeder Tag superspannend und aufregend sein. Urlaub ist schließlich auch dazu da, sich mal treiben und die Seele baumeln zu lassen. So. Wort zum Sonntag. 

 

Bis morgen, 

wir vier. 


Literatur

Der Dumont-Reiseführer von Südnorwegen: Möbius, M., Ster, A. (2022): Norwegen - der Süden. Ostfildern: DuMont Reiseverlag

Der Dumont-Reiseführer von Fjordnorwegen: Banck, M.H. (2019): Norwegen - das Fjordland. Ostfildern: DuMont Reiseverlag

Der lonely planet-Reiseführer von Norwegen: Ham, A., Butler, S., Wheeler, D. (2015): Norwegen. Ostfildern: Mairdumont

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