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Schafstraße und Fjordwunder (Tag 14)

Heute liegt ein unvergesslicher Tag vor uns! Atemberaubende Landschaften wechseln sich mal wieder im Stundentakt ab und viele, viele, viele Schafbegegnungen versüßen uns die Fahrt. Als krönender Abschluss macht eine Fährfahrt über den Lysefjord (endlich! Wir haben so lange darauf gewartet) den Tag perfekt.


Übrigens: Unser Norwegen-Abenteuer wird von Anny-x und Irish Pure gesponsert. Weitere Infos hier.


Heute Morgen scheint die Sonne - da sieht die Welt doch gleich viel freundlicher aus! 

Nachdem wir Pebbles etwa eine Stunde ignoriert haben, da sie seit viertel vor sechs (!) ständig rein und raus rennt und uns allen, Laki inklusive, viel zu wach ist, schälen wir uns doch aus unseren Schlafsäcken und beginnen den Tag. Wir haben relativ schnell gemerkt, dass frisch gekochter Kaffee ohne Aufwand am Morgen ein kleines Stück Glück ist, daher kochen wir in der Regel den Kaffee immer schon am Abend vorher. In Emilys superduper-Thermoskanne ist das Lebensfreude spendende Heißgetränk am nächsten Morgen temperaturmäßig auch immer noch als solches zu bezeichnen. Wie wunderbar! 

Der kurze Ausflug nach Valle wird leider zu einer kleinen Enttäuschung. Wir können zwar unsere Kanister auffüllen (das ist gut!), aber leider haben sowohl Husflid als auch der kleine Waffelstand vor der Silberschmiede geschlossen. Dabei hätten wir uns heute für 20 NOK mal frische Waffeln gegönnt - schließlich ist das auch eines der norwegischen Nationalgerichte…

Da daraus aber nichts wird, fahren wir schon früher als geplant Richtung Lysebotn. Dort soll unsere Fähre um halb vier ablegen. Google Maps behauptet, die Strecke sei in zwei Stunden zu bewältigen. Wir können schon einmal vorweg nehmen, dass diese Angabe bei uns nicht gestimmt hat - wir werden über drei Stunden benötigen!

Es wäre auch wirklich schade, sich keine Zeit für diese Strecke zu nehmen! Denn einmal mehr ist die Landschaft wunderschön und die Straße führt an den Rand der Frafjordheiane, ein Naturschutzgebiet mit vielen Vierbeinern. Diese sind auch der Hauptgrund für die Besonderheit (und besondere Langsamkeit) der Strecke - denn wir begegnen wirklich vielen, vielen Schafen! Also, vielen, vielen freilaufenden Schafen! Die sich mit besonderer Vorliebe auf den Straßen aufhalten und in kleinen Grüppchen über den Ashalt schlendern, sich dort die Sonne aufs Fell scheinen lassen, grasen oder ein Nickerchen halten. Und, nur, dass wir uns richtig verstehen: Wenn wir von "vielen, vielen Schafen" sprechen, meinen wir das im Sinne von "alle fünf Meter stand eine weitere Dreier-, Vierer- oder größere Gruppe der wolligen Tiere". Das führt natürlich einerseits dazu, dass wir sehr wachsam fahren müssen und häufig abbremsen. Andererseits halten wir auch an jeder Gruppe an, um die Schafe mit einem "Hey Dude", "Hallo ihr" und "Kommt doch mal her" zu begrüßen und anzulocken. Während unser Hütehund auf der Rückbank schier wahnsinnig wird, finden einige furchtlosen Schafe den Weg zu unserer Autotür und schlecken uns mutig über die Hand. Arme Pebbles, aber wir finden es toll!

Auf einer Infotafel am Parkplatz steht, dass in der Frafjordheiane auch die europaweit südlichste wilde Rentierherde beheimatet sein soll, wir sehen aber (leider) nur Schafe. In allen Formen, Farben und Charakterausprägungen (ein Schaf zeigt sogar seine Zähne. Drohgebärde oder Zahnzwischenraumuntersuchung?). Schade, ein Rentier hätte unseren Urlaub noch perfekter als perfekt gemacht!

Auf dem Lysevegen wird die Straße immer schmaler und kurviger, die Landschaft aber auch immer unglaublicher: Karg, abweisend… Wir fühlen uns wie auf dem Mond. Viel Fels bestimmt das Bild, aber auch plätschernde Bachläufe im rose Flussbett, hier und da ein kleiner Wasserfall und immer wieder grün-bräunliche Wiesentupfen. Selbstverständlich müssen wir da ein paar Mal anhalten, um Fotos zu schießen - diesmal auch vom Trollbo in der Landschaft. Einmal nehmen wir noch die Hunde mit, damit die zwei sich die Beine vertreten können. Auf diesem Ausflug startet Pebbles Schocktherapie, denn wir treffen auf drei mutige, von der schwarzen Hexe völlig unbeeindruckte Schafe. Der ach so furchtlose Hütehund-Mischling wird beim Anblick der wollenen Draufgänger ganz winzig und will dann doch nicht mehr so gerne hin. Und unserem Veilchen sind die Schafe sowieso zu gruselig, der behält seinen Sicherheitsabstand von mindestens sieben Metern konsequent bei. 

Auf den diversen Parkplätzen treffen wir immer wieder auf, natürlich, große Autos, Vans und Wohnmobile, aber auch auf Fahrradfahrer, die die Strecke radelnd bestreiten. Können wir nicht verstehen, warum man sich das freiwillig antut, finden wir aber toll. Das letzte Stück Richtung Lysebotn wird es nochmal voller, denn wir nähern uns dem berühmten Kjeragbolten. Da wir auf diversen Blogseiten gelesen haben, dass die Wanderung teils über glatten Fels führt und man sich ein Stück an Stahlseilen weiter ziehen muss, haben wir aber entschieden, diese Wanderung nicht mit den Hunden zu machen. Schade, da wir die Aussicht gerne genossen hätten. Andererseits sind wir auch ganz froh über diese Entscheidung, sobald wir den überfüllten Parkplatz sehen. Auf der Serpentinenstrecke stehen wir sogar kurz im Stau (!), da ein Reisebus (!) die Kurve blockiert! 

An dieser Stelle nochmal an alle die Bitte: Wir können es absolut nachvollziehen, wenn ihr diese klassischen Instagram-Wanderungen (hier insbesondere der Preikestolen, die Trolltunga und den Kjerag, wobei wir vielleicht sogar den Gaustatoppen auch dazu zählen würden) machen wollt, aber bitte, bitte, bitte kümmert euch um adäquate Kleidung! Und ja, kurze Hosen ohne eine lange Alternative, FlipFlops und eigentlich auch Turnschuhe gehören da nicht dazu. Wir haben Menschen gesehen, die mit Handtasche und Chucks den Weg in Angriff nehmen wollten - das ist gefährlich und kostet Ressourcen, denn jedes Jahr müssen viele Wandernde wegen unzureichender Ausrüstung aus den Bergen gerettet werden. Einen guten Überblick über die notwendige Ausrüstung, Tipps und Anforderungen zu den Wanderungen sowie generelle Angaben zur Sicherheit beim Wandern liefert die offizielle Tourismusseite Norwegens (Visit Norway mit allgemeinen Tipps, speziell zum Kjerag, zur Trolltunga und zum Preikestolen). Mit Hund außerdem bitte darauf achten, auch für den Hund ausreichend Wasser und am Besten ein kleines Erste-Hilfe-Set dabei zu haben. Falls euch hierzu ein Beitrag interessieren würde, schreibt uns einen Kommentar oder eine Mail ;)

Wir lassen den Parkplatz hinter uns und plötzlich ist da der Lysefjord: blau-grün schimmernd taucht er vor unserer Windschutzscheibe auf. Den Serpentinen folgt ein Stück enger Tunnel. Kennt ihr noch das Tal der Dämmerung, welches Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer mit ihrer treuen Lok Emma durchqueren mussten, um in die Wüste Ende der Welt zu gelangen? In der Verfilmung der Augsburger Puppenkiste (wer hat es als Kind nicht geliebt?!) wird das Tal sehr eindrucksvoll dargestellt - und ähnlich müsst ihr euch diesen Tunnel vorstellen. Eng, die Wände aus grob behauenem Stein, unbeleuchtet. Anders als im Tal der Dämmerung sind die Wände zum Glück nicht durch den Schall eingestürzt, dafür warteten im Tunnel scharfe 180°-Kurven auf uns. Und, wie ständig auf der Strecke, ambitionierte Radfahrer*innen - leider ohne Licht und Reflektoren. Was in diesem Tunnel (und sonst natürlich auch) echt nicht ungefährlich war. Also bitte Licht an :)

 

Trotz der Schaf-Verzögerung sind wir zwei Stunden zu früh in Lysebotn und suchen uns einen Parkplatz, um Mittag zu essen und unsere Spaghetti für den Abend (schließlich ist es im Moment warm und windstill, dass muss ausgenutzt werden) vorzukochen, während wir auf die Fähre warten. Klappt gut, nur fühlt es sich etwas lästerhaft und verboten an, dies auf einem Kirchenparkplatz zu tun…

 

Und dann geht der Fährspaß los (Infos zu Abfahrtszeiten der Kolumbus-Fähren gibt es hier, warum diese früh gebucht werden sollte und wieso Fjord Cruise für uns keine Alternative war, könnt ihr hier nachlesen). Bereits das Auffahren auf die Fähre ist ein Abenteuer für sich und spätestens jetzt wird uns auch klar, warum die Tickets in der Hauptsaison so schnell ausverkauft sind: Die Fähre ist mini! Es passen mit uns etwa sieben Autos an Deck, der Rest besteht aus ein paar Fahrradfahrer*innen und Personen ohne fahrbaren Untersatz. Entsprechend eng und passgenau muss das Verladen der Autos funktionieren, damit beim Parken so wenig Platz wie möglich verschwendet wird. So weit, so gut, das ganze geschieht aber rückwärts! (Sodass wir später vorwärts von der Fähre runter fahren können.) 

Zum Glück wissen die Einweiser sehr genau, was sie tun und dirigieren uns zentimetergenau an unseren Platz. Müssen aber auch schmunzeln, als sie unser für den touristischen Schnitt in Norwegen vermutlich sehr untermotorisiertes und vollgepacktes Trollbo begutachten. Trotzdem würden wir nervös an unseren Fingernägeln knabbern, müssten diese nicht krampfhaft das Steuerrad umklammern, bis wir glücklich und heil geblieben an Deck stehen und das Auto verlassen können. 

Pünktlich geht es los und, ein kleiner Tipp: Zieht euch warm und am besten winddicht an. Trotzdem die Sonne scheint ist der Fahrtwind nicht zu unterschätzen. Aus diesem Grund sind wir ganz froh, dass wir die Wuffs im Auto gelassen haben (zum Pebbles auch wieder ein Problem mit den vielen fremden Menschen und Laki mit dem vielen fremden Boden gehabt hätte…). Wir haben allerdings auch Hunde gesehen, die trotz der ungewohnten Situation und des Lärms ganz cool geblieben sind und völlig entspannt die einstündige Fahrt überstanden haben. Soll es also auch geben ;)

 

Die Fahrt an sich ist absolut empfehlenswert! Wir haben auch Glück mit dem Wetter, denn die Sonne lacht vom Himmel, aber sicherlich ist die Strecke auch mit Wolken wunderschön. Schließlich ragen die Felswände hunderte Meter über dem Fjord auf und auch hier prägen Wasserfälle und nackter Fels das Bild. Die einzelnen Hofansammlungen, vor deren bunten Holzwänden pittoresk die frische Wäsche im Wind flattert und trotz der kargen Umgebung und nur mit Boot zu erreichenden Lage ein Gefühl von Frieden vermitteln, werden von der Fähre ebenfalls angesteuert. Toll!

Und dann gelangen wir zum Preikestolen, der sich auf den Instagram-Bildern von oben immer so majestätisch aus dem Fjord erhebt. Tja… Wir erkennen ihn nur, weil alle um uns herum plötzlich ganz wild die Kameras darauf richten. Denn der Preikestolen von unten ist winzig! Wirklich, ein richtiger Pimpf!

Das Ausparken wird dann nochmal spannend. Der eine Einweiser schaut kritisch, der andere lacht sich ins Fäustchen - denn wir müssen uns echt anstrengen, das Trollbo über die Erhebung an der Rampe zu schieben. Oder vielleicht amüsieren ihn auch unsere staunenden Gesichter? Aber alle sind nett und winken uns nochmals souverän und gekonnt von der Fähre herunter. 

Nach der Ankunft in Lauvvik fahren wir einfach wieder an unseren Platz am See, der immer noch schön ist. Der Rest des Tages verläuft unspektakulär, von der Fährfahrt und den vielen Eindrücken sind wir auch schon wieder ganz schön kaputt. 


So viel zu unseren Highlights heute - wir können sowohl für den Lysevegen als auch für die Fährfahrt über den Lysefjord eine klare Empfehlung aussprechen! Diese Erlebnisse gehören zu unseren absoluten Highlights im Urlaub! Leider geht es morgen schon wieder ein langes Stück Richtung Süden, denn uns bleibt nicht mehr viel Zeit in diesem wunderschönen Land. 

 

Viele Grüße, 

wir vier. 


Literatur

Der Dumont-Reiseführer von Südnorwegen: Möbius, M., Ster, A. (2022): Norwegen - der Süden. Ostfildern: DuMont Reiseverlag

Der Dumont-Reiseführer von Fjordnorwegen: Banck, M.H. (2019): Norwegen - das Fjordland. Ostfildern: DuMont Reiseverlag

Der lonely planet-Reiseführer von Norwegen: Ham, A., Butler, S., Wheeler, D. (2015): Norwegen. Ostfildern: Mairdumont

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