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Oldie, but Goldie



Hunde werden alt. Irgendwie ist das ein blödes Konzept, aber daran kommt man nicht vorbei. Wir haben nun eine Möglichkeit gefunden, wie wir trotz Lakis Arthrose (und der Tatsache, dass er nach spätestens eineinhalb Stunden entspanntem Gassigehen fix und fertig ist) gemeinsam wandern gehen können: Wir haben uns einen Hundeanhänger gekauft und gestern bei einer Rundwanderung im schönen Eselsburger Tal getestet.


Auf einen BlicK: Rundweg im Eselsburger Tal

LÄNGE: 14km

HÖHENMETER: 120m

DAUER: mit Pausen und altem Hund gemütliche 4h

EMPFOHLENE AUSRÜSTUNG: Bequeme Schuhe, der Weg ist aber durchgehend asphaltiert oder geschottert - Wanderschuhe müssen also nicht zwingend sein. Entsprechend gut ist die Strecke für Anhänger, Kinderwägen oder auch eine kurze Fahrradtour geeignet.

 

QUELLE: Die Wanderung "Steinerne Jungfrauen - Eselsburger Tal Runde von Anhausen" bei Komoot (Stand 26.09.2024)

START UND ZIEL: Wie bei Komoot angegeben, haben wir den Parkplatz am ehemaligen Kloster Anhausen gewählt. Etwas weiter die Straße runter gibt es als Alternative den Parkplatz Anhausen Riedstraße. Der Rundweg führt an beiden Parkplätzen vorbei.

DER WEG: ...ist wirklich gut ausgeschildert und folgt immer dem Lauf der Brenz - auf der einen Seite hin, auf der anderen Seite zurück. Bei Herbrechtingen über die Brücke auf die andere Flussseite wechseln.



Eigentlich waren wir immer skeptisch. Wieso sollten wir einen Hund im Kinderwagen schieben? Der soll selber laufen.

Spätestens wenn man aber selber vor der Wahl steht, den Hund entweder Zuhause zu lassen oder gar nicht mehr zu wandern, werden solche Einstellungen nochmal kritisch hinterfragt. Jeder Hundemensch kennt das unangenehme Gefühl, ohne Hund spazieren gehen zu müssen - es fühlt sich einfach falsch an. Den Hund nicht mitzunehmen ist also keine Option. Und nicht mehr wandern zu gehen eigentlich auch nicht, insbesondere, wenn die Herbstsonne lockt und sich die ersten Blätter orange verfärben.

Also muss eine andere Lösung her.

Diese Lösung steht tatsächlich seit dem Frühjahr bei uns im Keller - noch vor Ostern haben wir uns einen quitschgrünen Hundeanhänger für das Fahrrad gekauft. In der irrigen Annahme, hin  und wieder das Fahrrad zu schnappen, um außerhalb der Stadt Gassi zu gehen. Wer von euch war schon in Ulm? Richtig, da geht es quasi zu jeder Seite bergauf... keine Idealbedingungen, um mich auf das Fahrrad zu bekommen. Insbesondere mit einem Goldie von mittlerweile stabilen 30kg! (Jubeln erlaubt!)

Seltsamerweise hat es das letzte halbe Jahr gedauert, bis wir eine erste Wanderung mit dem Anhänger unternommen haben. Obwohl der sich durch den eingebauten Griff ganz leicht als Buggy umfunktionieren lässt und obwohl Laki die ersten Testrunden Zuhause und um den Block bereits super gemeistert hat. Praktischerweise lässt sich der Anhänger einfach auseinander und wieder zusammen bauen, sodass wir zu zweit mit Hund, Anhänger und Rucksäcken bequem in unseren orangenen Polo gepasst haben (wenn euch eine nähere Beschreibung des Anhängers und Angaben bezüglich Modell, Bauart, (subjektive) Vor- und Nachteile, etc. interessiert, schreibt es in die Kommentare.). Der Anhänger nahm zwar die gesamte Rückbank in Anspruch, aber immerhin mussten wir die Dachtasche nicht montieren für unsere kleine Tageswanderung…

Herausgesucht hatten wir uns eine 14km lange Runde zu den Steinernen Jungfrauen im Eselsburger Tal. Ein nicht zu verachtender Vorteil dieser Runde: Der (geschotterte oder asphaltierte) Weg bleibt auf der ganzen Strecke nahezu eben. Ein Punkt, den man in der Routenplanung mit Anhänger wirklich beachten sollte.

Los ging es am Parkplatz des ehemaligen Klosters Anhausen. Direkt am Waldrand haben wir den Vorschlag von Komoot schon missachtet und sind (anhängerbedingt) dem geschotterten Weg im Tal gefolgt, anstatt den Trampelpfad durch den Wald zu nehmen. Streckenmäßig macht das allerdings kaum einen Unterschied, uns hat es den Umgang mit dem Wagen dafür enorm erleichtert.

 

Der erste Wegpunkt war die Burg Falkenstein. Auch vom Tal aus kann man den kurzen Abstecher hinauf machen - was wir empfehlen würden, die Aussicht ist wirklich schön (und die Steigung auf dem kleinen Pfad zum Aussichtspunkt für den Hund gerade noch machbar). Der Ort ist nach einem Kreuzritter benannt, der auf der Heimreise zu seiner Geliebten von treuen Falken wachgehalten wird - und denen zu Ehren er die Burg "Falkenstein" taufte.

Nach einer kurzen Pause und dem anschließenden Abstieg wurde es spannend, denn nach einer Stunde Laufen musste Laki das erste mal in den Anhänger. Als Superbelohnung haben wir extra Trainingswurst mitgenommen, denn dafür würde unser Senior fast alles tun. Zumindest stieg er damit willig in sein Gefährt und konnte sich im Laufe der nächsten Stunde wie ein König auf seiner Sänfte fühlen. Wobei, wahrscheinlich vielmehr wie ein König auf einem Eselskarren, den auf dem Schotter wackelte der Anhänger schon ordentlich. Gut, dass Laki nicht so schnell seekrank wird.

Nach den ersten irritierten fünf Minuten machte unser Goldie die Fahrt allerdings toll mit und blieb ruhig und entspannt im Anhänger liegen. Wir stiefelten derweil durch das sich langsam gold-orange verfärbende Tal, an unzähligen Kühen vorbei und schließlich den Steinernen Jungfrauen entgegen. Als solche werden zwei Felsnadeln benannt, die spitz in den Himmel ragen. Der Legende nach herrschte einst ein unfreundliches Burgfräulein über das Eselsburger Tal, welches gar nicht gut auf Menschen im Allgemeinen und Männer im Besonderen zu sprechen war. So verbat sie ihren beiden Mägden auch jeglichen Kontakt zum anderen Geschlecht. Die beiden Jungfrauen trafen auf ihrem Weg zum Milchholen jedoch regelmäßig einen jungen Fischer (der auch noch richtig gut singen konnte), dem sie irgendwann einen Kuss auf die Wange erlaubten. Das sah unglücklicherweise das Burgfräulein, weswegen sie die beiden Mägde auf der Stelle in Stein verwandelte: in die Steinernen Jungfrauen. Das Burgfräulein wurde übrigens später vom Blitz getroffen und die Herrscherin mitsamt ihrer Burg ausradiert.

Die beiden Felsnadeln sind ein beliebtes Ausflugsziel, da wir unter der Woche dort waren, war aber nicht sehr viel los. Einzig die vorbeifahrenden Autos trübten die Wanderfreude ein wenig, aber das machte die Sonne wieder wett.

Solange wir auf Asphalt liefen (etwa eine Stunde lang), blieb Laki im Anhänger. Sobald wir in Herbrechtingen die Brenz überquert und auf die andere Talseite gewandert waren, durfte er allerdings wieder selber laufen. Nur herrscht im ganzen Tal leider Leinengebot - zwecks Naturschutzgebiet und Rinderweiden. Schön war es trotzdem... und ein Lieblingssnack von Irish Pure für den schnellen Energieschub durfte natürlich auch nicht fehlen!

Die letzte Strecke musste Laki dann wieder im Anhänger fahren. Hierbei machte er eine wichtige Entdeckung: Der Anhänger hat nicht nur hinten und an der Seite Fenster, sondern zu seinem großen Entzücken auch vorne. Er konnte sich also entspannt rein legen und in Fahrtrichtung vorne raus schauen. Welch großer Luxus.

 

Tatsächlich hat Laki den Anhänger so gut angenommen, dass er am Ende überhaupt nicht mehr aussteigen wollte. Eigentlich dachten wir, er würde nochmal ins Wasser oder über die Wiese springen wollen, aber unser Oldie machte absolut keine Anstalten, aus seiner Sänfte auszusteigen. Was uns auch recht war. :)


Abschließend kann nur gesagt werden, dass unser erstes Anhänger-Wander-Experiment ein voller Erfolg war! Das Ein- und Aussteigen verlief unkompliziert und der Weg war angenehm zu laufen und zu fahren. Und wir mussten nicht ohne unseren alten Hund wandern!

 

Zwei klitzekleine Nachteile gibt es doch - zum Einen ist der Anhänger ziemlich unhandlich, das Auto darf also nicht zu voll sein. Und zum Anderen sollte die Strecke mehr oder weniger durchgehend asphaltiert oder mindestens geschottert sein, sonst wird es schon sehr holperig für den Hund. Insofern, falls ihr Ideen und Routenvorschläge für uns habt, immer her damit! Ihr dürft uns in den Kommentaren gerne überrollen mit kinderwagenfreundlichen Wanderrouten!

(Und zum Abschluss noch Füße hoch für diesen flachen Wortwitz!)

 

Wanderlustige Grüße und bis bald,

wir vier


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